Knapp sechs Tage allein segeln auf dem Atlantik. Von Rabat, Marokko, bis Lanzarote, Kanarische s sind 500 Seemeilen, 900 Kilometer. Anfangs gehen die Wellen hoch. Als sie sich beruhigen, kann ich experimentieren. Wie lässt sich Passatwind segeln? Die beiden Vorsegel ausbaumen? Ein Vorsegel und das Grosssegel? Nur ein Vorsegel? Ich finde eine Einstellung, die überzeugt. Und dann muss ich noch einen grossen Entscheid treffen…
Reinhard Kramm
In der Parallelwelt
Männer mit wehenden Röcken, Frauen in Tüchern verhüllt. Vernarbte, schreckliche Wunden, Bettlerinnen und Bettler mit hohler Hand, rennende Kinder, betende Männer auf dem Bootssteg, Verwesungs- und Grillgeruch in der Luft, Lastwagen auf der Gegenfahrbahn. Marokko ist eine einzige Reizüberflutung. Für drei Wochen tauche ich in eine Parallelwelt zu Europas langweiliger Vorhersagbarkeit. Dann bin ich voll … mehr lesen
Der halbe Atlantik
Nonstop segeln von Griechenland nach Gibraltar. Für die 2500 Kilometer brauche ich 15 Tage und einen gut gefüllten Diesel-Tank. Es ist die Hälfte einer Atlantik Überquerung. Und funktioniert. Gute Segelmomente, umsichtige Berufsschiffer und eine geglückte Flucht aus dem fast kochenden Mittelmeer. Reykja verlässt die schützende Bucht von Pylos, Peleponnes. Der gestrige Sturm hat Dünung aufgebaut, … mehr lesen
Vom Seebär zum Landei
Marina Agios Nikolaos, Kreta. Ich lege rückwärts an. Eine Windböe packt das Schiff und legt es quer. Aus anderen Yachten strömen Helfer, versauen ihre weissen T-Shirts mit dem Schleim von Mooringleinen. Zu fünft vertäuen wir Reykja an Steg C 4. Ein halbes Jahr liegt sie hier. Es wird die beste Zeit meiner Reise bis jetzt. … mehr lesen
Wegschauen – aber wohin?
Das erste, was ich von Griechenland sehe, ist eine schwimmende Pet-Flasche im blauen Wasser vor der Peleponnes. Ich segle ein Mann-über-Bord Manöver und fische sie auf. Das war ein Irrtum. Ein rechter Grieche hätte sie nicht nur treiben gelassen, sondern seinen Papp-Kaffeebecher hinterher geworfen. Tauchen vor der Peleponnes. Schwebeteile vernebeln den Blick, das Wasser wirkt … mehr lesen
Fettnäpfe und Holzpfade
Wer reist, macht sich zum Narren. Man stolpert über fehlende Sprachkenntnis, die ungeschriebenen Regeln, narzisstischen Stolz der Einheimischen. Der Reisende steht in der Hackordnung weit unten – ausser sein Portemonnaie ist prall gefüllt. Wenn dann auch noch Behörden ins Spiel kommen, hilft nur Unterwerfung. „Ochi!“ ruft die Frau von der Coast Guard. “Ochi! No! No! … mehr lesen
Kleine Überraschungen
Als ich nach drei Wochen in der Schweiz wieder zu Reykja zurückfliege, hat sich das Leben geändert. Nicht unbedingt zum Guten – aber es hätte schlimmer kommen können. Zunächst verlangt Taxifahrer am Flughafen Athen 20 Euro mehr, als sein Kollege vor drei Wochen. «Registered price» sagt er mit fester Stimme. Ich glaube ihm nicht und … mehr lesen
Das Mittelmeer gibt es nicht
Das Mittelmeer sind viele Meere. Sie haben unterschiedliche Namen, Winde, Gefahren, selbst unterschiedlichen Salzgehalt. Auf dem Weg von Menorca über Sardinien, Sizilien nach Griechenland überquere ich drei dieser Meere. Wie hatte ich mich vor meiner Reise gefreut auf den magischen Moment, in dem das Land versinkt und rund um mich nur noch Meer ist. Mystisch … mehr lesen
Insel der Steine
Von Menorca wusste ich nur, dass es diesen Ort gibt. Irgendwo. Umso überraschender ist die Begegnung mit einer Insel, in der man mich zuerst gar nicht an Land lassen will. Donnerstagabend, kurz vor fünf. Nach der Überfahrt von Mallorca funke ich Ciutadellas Marinas an. Blankes Entsetzen am anderen Ende. Mein Schiff sei mit 11.99 Metern … mehr lesen
Katzenpisse in der Luft
Putzfraueninsel, Teutonengrill, Alkoholleichen, Massentourismus – als ich in die Bucht von Palma de Mallorca einlaufe, erwarte ich den peinlichsten Ort der Welt (nach Zürich und Las Vegas natürlich). Zwei Monate später habe ich aber auch eine sehr schöne Insel gesehen. Nur: Woher nur kommt dieser penetrante Geruch nach Katzenpisse? Aus dem Morgendunst taucht ein riesiges … mehr lesen