Panama, das sind farbige Vögel mit grellen Pfeiftönen. Panama, das ist schamlose Erpressung durch Immigrationsbeamte, hohe Kanal Gebühren, latente Kriminalität. Gerne habe ich abgelegt, um nie wieder zu kommen. Aber für drei Wochen war ich gerne in Panama.
„Wer ist Dein Agent?“, lautet die Standardfrage in der Marina. Kein normaler Reisender, so der common sense, kann all die Anrufe tätigen, Beamte empfangen, Überweisungen tätigen, runde Fender und 40 Meter Leinen mieten, vier Linehandler auftreiben…
Mit 3000 Dollar durch Colon
Ich habe keinen Agenten. Mir sträuben sich die Haare, meine Reise durch andere Menschen organisieren zu lassen. Ich will individuell reisen. Meine eigenen Fender und Leinen brauchen, will selber die Linehandler finden, die der Kanal vorschreibt. Bereits ohne Agent sind die Kosten für den Kanal astronomisch. 3060 Dollar muss ich bar in der Citybank von Colon einzahlen – im Hafenviertel eines kriminellen Hotspots.
Die Citybank hat keinen Bankomat. Das Gerät in der Nachbarbank gibt nicht mehr als 250 Dollar pro Transfer, plus Gebühren von 6.50 Dollar. Bei jedem Transfer ertönen so laute Summtöne, dass sämtliche Kunden, Bankangestellte und bewaffnete Securitas in der Bank schauen, was ich da mache. Zurück in der Citibank, ein Bündel Banknoten so breit wie ein Hamburger in der Hand, bricht die Angestellte den Einzahlungsvorgang ab und will, dass ich am Montag wieder komme. Eine Telefonnummer nähme nicht ab. Ich sage „no“ und mache mein verärgerstes Gesicht. Am Ende klappt es. Auf dem Schiff merke ich, dass hundert Dollar fehlen. Hat die Beamtin mich deswegen so freundlich verabschiedet?
Oscar, der Lehrling des Motorenmechanikers, hat Lust, durch den Kanal zu fahren. Er will drei Kumpel als Linehandler fragen. Ich verspreche ihm freies Essen, Trinken und jedem 50 Dollar. Am Tag vor der Überfahrt teilt die Kanalbehörde die Abfahrtszeit mit: 4.00 morgens. Oscar macht keinen Rückzieher, aufschnauf. Meine neuen Stegnachbarn, Uschi und Albert, haben auch Lust auf den Kanal. Mit dem Advisor, eine Art Lotsen, sind wir sieben Personen an Bord.
Die Überquerung des Kanals ist sehr cool. Das Bild der Webcam zeigt Reykja links im Päckchen mit zwei anderen Yachten. Siehe Video irgendwann.
Mit vollem Schiff in den Pazifik
Vor Anker in Panama City, auf der anderen Seite des Kanals, hat sich meine Reise grundlegend geändert. Jetzt kann ich nicht mehr zurück. Vor mir liegt der Pazifik, seine Dünung geht auf und ab. Das Schiff ist voll gebunkert, Wasser, Treibstoff, Konserven. Marinette fragt auf Skype, ob sie mich heute zum letzten Mal sieht.
Zur Immigrationsstelle frage ich mich durch. Der Beamte erhebt eine Port Tax von 105.70 Dollar und ein Cruising Permit für 185 Dollar. Mir löscht es total ab. Ich will nicht Panama befahren, ich will raus. Er zuckt die Schultern. Wutschnaubend verlasse ich sein Büro und gehe zum Bancomat. 250 Dollar pro Transfer, plus 6.50 Gebühr… Zurückgekommen „erlässt“ der Beamte mir die Gebühr fürs Cruising Permit. Ich gebe ihm sechs zwanzig Dollar Noten mit der Idee, dass er sie wechselt. Er steckt sie ein und lächelt mich an. Das war‘s.